Kanzel

Am 21. Oktober 1726 bewilligte Josef Dominikus von Lamberg, Fürstbischof von Passau, die Anfertigung einer Kanzel für die Kirche von Maria Taferl.

Die im selben Jahr fertig gestellte Kanzel vom Wiener Hoftischler Johann Georg Series im Passauer Dom sollte als Vorbild für die Anfertigung der Kanzel in Maria Taferl dienen. Am 6. Februar 1727 verpflichtete sich der Tischler Matthäus Tempe, eine getreue Nachbildung aus Linden und Tannenholz um 600 Gulden herzustellen. Er unternahm eine Reise nach Passau, um das Original zu sehen. Der Bildhauer Petrus Widerin (Schwiegersohn von Jakob Prandtauer) fertigte die Figuren und Statuen für freie Kost, Wohnung und 400 Gulden an. Widerin arbeitete an zahlreichen Wirkungsstätten seines Schwiegervaters mit. (Sonntagberg, Stiftskirche Melk)

Wie das Passauer Vorbild ist die Kanzel in Gold gefasst. Über dem Aufgangsportal präsentieren Engel das Schweißtuch Christi, während an der Brüstung die Leidenswerkzeuge dargestellt sind. Am Korb befinden sich Figuren der vier Evangelisten mit ihren Attributen sowie zwei Reliefs mit alttestamentlichen Szenen, die Moses mit der ehernen Schlange und den Verkauf Josefs durch seine Brüder zeigen. Den Schalldeckel besetzt eine eindrucksvolle vielfigurige Gruppe, bestehend aus der thronenden Ecclesia mit Weltkugel und Kirchenmodell sowie Engeln mit Kreuz und Gesetzestafeln. Bekrönt wird der Aufbau von der Taube des Heiligen Geistes im Strahlenglanz.